„Winterzauber“ ist der 410. Band in der Reihe „Lustiges Taschenbuch“. Die Lustigen Taschenbücher, kurz LTB, enthalten jeweils mehrere Comic-Geschichten, die in der Regel in der fiktiven Stadt Entenhausen spielen. Die meisten Geschichten spielen sich rund um Donald Duck, seine Neffen Tick, Trick und Track, sein Alter Ego Phantomias und seinen Onkel Dagobert Duck ab. Andere Geschichten drehen sich um Micky Maus, Goofy und Kommissar Hunter. Diese beiden „Universen“ haben jeweils unzählige wiederkehrende Charaktere (gute und böse), untereinander begegnen diese Welten sich aber selten. Die Reihe ist weltweit erfolgreich und ihre Figuren sind längst fester Bestandteil der Pop-Kultur geworden.
Peter Höpfner war der Chefredakteur von diesem Band; die Autor*innen und Zeichner*innen variieren von Geschichte zu Geschichte. Da sich die Geschichten nicht nur in Inhalt, sondern auch im Stil sehr unterschieden, möchte ich jede einzeln betrachten.
Geisterpiraten: Donald und Dussel bekommen es als Agenten der OMA (Organisation zur Abwehr von Monstern aller Art) mit einem rätselhaften Schwert zu tun, dass sehr viel Ektoplasma absondert. Doch das ist erst der Anfang… - Ich mag die Geschichten um die OMA sehr gerne, da man immer neue Charaktere (und Spezies) kennenlernt. Diese hat einen schönen, wenn auch eher vorhersehbaren, Plot und einiges an Action.
Der große Bluff: Gregor Grinser ist aus dem Gefängnis entkommen. Kurz darauf entführt er jemanden, direkt vor Mickys Haus! - Eine klassische Detektiv-Micky-Maus-Story: Entführung, Erpressung und der Leser kann direkt miträtseln. Leider ist hier die Auflösung eher offensichtlich, sodass die Wendung am Ende nicht gut zündet.
Entscheidung im Schnee: Phantomias muss das Ausflugsziel vom Fähnlein Fieselschweif retten, denn Klaas Klever hat dieses gekauft und will die Berghütte zu einer Luxusferienanlage umbauen. - Feel-Good-Comic mit Superheld Phantomias, einem meiner persönlich liebsten Charaktere der LTBs. Bekannt sind ja die Kämpfe (körperlich und wirtschaftlich) von Dagobert Duck und seinem Erzfeind Klaas Klever, doch ich lese auch immer gerne darüber, wie Klever und seine teils moralisch fragwürdigen Geschäftstechniken von anderen besiegt werden.
Feuerwerk vom Feinsten: Die Panzerknacker wollen in den Geldspeicher. Keine Überraschung, doch diesmal haben sie eine offizielle Genehmigung – als Feuerwerker. - Hier ist die Handlung manchmal spannend, manchmal herzerwärmend und alles, was man sich von einem LTB-Comic wünscht. Anders als bei den meisten Geschichten mit Dagobert Duck in der Hauptrolle dreht sich nicht alles um das Geldverdienen und die Verbrecherjagd ist überraschend interessant.
Steinige Zeiten: Danurg, eine urzeitliche Version von Daniel Düsentrieb, hat Farbe erfunden. Er weiß dabei nicht wirklich, wofür man sie benutzen könnte. Dagobos findet jedoch schnell eine Verwendung dafür: Er markiert seinen Besitz. Doch über Nacht verwandelt sich sein Zeichen in das Symbol von Klevros, dem der andere Teil des Dorfes gehört. - Der klassische Streit zwischen den beiden reichsten Enten in einer ungewöhnlichen Situation – der Vergangenheit. Einfach, aber gut.
Groß in Form: Franz ist wie immer keine große Hilfe für Oma Duck. Als ihr also ein Ernährungsberater seine Hilfe für die zum Verkauf stehende Wiese anbietet, ist sie begeistert. Franz nicht so sehr… - Das gegensätzliche Duo kämpft gegen sein übliches Problem: Franz‘ Neigung zum Essen, Schlafen und Nichtdastunwasertunsoll. Dabei ist Oma Duck mit deutlich mehr Elan dabei als Franz. Schöne Unterhaltung beim Nichtstun.
Zurück in die Vergangenheit: Donald hat einen neuen Job – wieder. Bei einem Wissenschaftler – wieder. Doch er tut etwas, das er nicht tun soll – wieder. Und dabei bleibt er ganz er selbst. Na ja, er selbst minus ein paar Jahre. - Donalds Jobs sind immer wieder spannend. Er versucht es ja wirklich und es ist faszinierend, was sein Scheitern zur Folge haben kann. Wie wohl viele Leser der jungen Zielgruppe bin auch ich Fan davon, dass es immer wieder seine jungen Neffen sind, die ihrem Onkel aus der Patsche helfen.
Kleine Scherze unter Schurken: Kater Karlo will im Gefängnis den Weihnachtsmann spielen. Aber er ist nicht der einzige Anwärter auf die Rolle. - Eine kurze, witzige Geschichte um unseren Lieblingsschurken Kater Karlo, die zeigt, dass er auch ein Leben außerhalb seiner Verbrechen hat (wenn das Gefängnis zählt).
Verhexte Träume: Hexe Gundel spinnt einen neuen Plan, um an den Glückszehner zu kommen. Sie verzaubert Dagoberts Träume, bis er Angst hat, schlafen zu gehen. - Träume sind ein wiederkehrendes Motiv, das auch immer wieder in höchst kreativen Wegen erforscht wird. Hier ist die Idee eher simpel, doch wirksam. Aber das Ende ist genauso simpel und enttäuscht damit.
Der Schatz von Montecristo: Micky begegnet seinem alten Freund Indiana Goof diesmal ganz zufällig im Urlaub in Frankreich. Indiana hat natürlich direkt ein Rätsel samt Abenteuer im Gepäck. - Als Leseratte erfreut die Rolle, die Bücher hier spielen, mein Herz. Die Hintergrundgeschichte ist wie bei Indianas Abenteuern üblich gut ausgearbeitet und die Entdeckung derer absurd und wagemutig. Doch er ist ein (auf eine positive Art) sehr eigentümlicher Charakter, von dem in dieser Geschichte nicht so viel rüberkommt wie ich gehofft hätte.
In „Winterzauber“ spielen fünf von zehn Geschichten im Winter, davon spielt der Winter in dreien eine Rolle (wenn auch keine große). Das Thema, also der Titel, der Lustigen Taschenbücher ist selten allzu bezogen auf das Buch, doch eine richtige Wintergeschichte hätte ich mir schon gewünscht.
In meiner Erfahrung haben die meisten LTBs schon deswegen fünf Sterne verdient, weil sie ein LTB sind. Doch gerade aus dem Grund bin ich lieber streng mit ihnen. Dieses hat einige tolle Geschichten und einige, die unterhaltsam, aber eher durchschnittlich sind. Dazu das schöne, aber in keinster Weise mit dem Buch verbundene Cover – Daisy taucht nur einmal am Rande und Pluto nie auf! Dieser Band lebt besonders viel von seiner Zugehörigkeit zur Reihe. Tolle Comics, die ich immer wieder gerne lese, aber eben nicht großartig.