Im Sommer 1961 ist die Welt für die 13-Jährige Karin zugleich sehr zerbrechlich und das Paradies schlechthin.
Das Paradies sind
„Die Jungs mit ihren Arschbomben von der Weide und das Gelächter in der Luft. Der warme Sand unter den nackten Sohlen auf dem Weg nach Hause…Und das Glücksgefühl, das Karin kaum ertragen konnte.“
Denn obwohl die Protagonistin mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder nach dem zweiten Weltkrieg nur in Behelfsheimen leben kann, ohne Heizung, ohne eigenes Zimmer, beschreibt die Autorin Kirsten Boie ein wunderbares Nachbarschaftsgefühl, in dem man sich zu lockeren Unterhaltungen am Zaun trifft, in dem die unterschiedlichen Familien sich Abends vor den wenigen Fernsehern zusammentun und in dem die Welt irgendwie Heil und unversehrt ist, in dem das Leben weiter geht. „Muss ja“, sagt Oma Domischkat.
Doch als die große Flut kommt, als Nachbarn sterben Karins Paradies auseinandergeschwemmt wird, ist das nur der Auslöser, der die Zerbrechlichkeit zu Tage fördert.
Von ihrer Freundin weiß Karin, dass die Nazis Verbrecher waren und sie beginnt sich zu fragen, ob ihre Eltern und Nachbarn wirklich so unschuldig sind wie das Paradies in den Behelfsheimen wirkt.
Der Roman, 2010 erschienen, heißt „Ringel Rangel Rosen“ und ist ein sehr trauriges Buch. Unglaublich einfühlsam und emotional beschreibt Kirsten Boie das Entsetzen, aber auch die Verwirrung, die Karin während der Sturmflut packt – und während sie auf Nachricht von ihren verschollenen Eltern wartet. In diesem Abschnitt nimmt die Geschichte Fahrt auf und wird ziemlich spannend.