Sam und Emily könnten nicht unterschiedlicher sein.
Sie ist das brave Highschool-Mädchen, deren Leben fast schon ein bisschen langweilig verläuft. Er geht nicht zur Schule, wird von seinem Vater, einem durchgeknallten Kleinkriminellen quer durchs Land geschleppt und das schon, seit der ganz klein ist.
Sam und sein kleiner Bruder Riddle haben sich an dieses Leben auf der Flucht, an die Wutausbrüche ihres Vaters und die ständige Armut angepasst.
Sie machen sich unsichtbar und versuchen bloß irgendwie über die Runden zu kommen. Sam flieht diesem Überlebenskampf, indem er jeden Sonntag eine andere Kirche besucht, nur, um der Musik lauschen zu können. Dort trifft er Emily, die zwar nicht singen kann, ihn aber ganz und gar in ihren Bann zieht. Und auch Emily kann diesen gutaussehenden, etwas verwahrlosten Jungen nicht mehr vergessen. Aber wie soll sie ihn wiederfinden?
Es passiert eine Menge auf den 428 Seiten von Holly Goldberg Sloans Debütroman. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, die Art und Weise, wie die Autorin sich mit dieser unwahrscheinlichen Geschichte auseinandersetzt, ist bemerkenswert. Zufall und Schicksal bemisst sie eine besondere Rolle zu, indem sie nicht bloß Emilys und Sams Geschichte erzählt, sondern auch all die kleinen Ereignisse im Leben von Unbekannten oder Nebenpersonen, die die Handlung beeinflussen. Damit stößt Sloan einen interessanten Gedanken an. Wie viel Einfluss haben wie eigentlich auf das, was in unserem Leben passiert?
Leider platziert Sloan so viele Unwahrscheinlichkeiten und Glücksfälle in ihrer „Kleinen Geschichte“, dass sie so viel zu schnell Leser verliert.
Man merkt, dass Sloan aus dem Filmbereich kommt. Zwar erlebt man viel mit den Hauptpersonen Emily und Sam. Aber nie erfährt man genügend schlüssige Informationen über ihr Innenleben. Holly Goldberg Sloan schöpft die Freiheit, die ein Roman gegenüber einem Drehbuch besitzt, nicht vollständig aus. Stattdessen schreibt sie den Protagonisten „filmreife“ Begabung und Schönheit zu.
„Sam und Emily“ wäre sicherlich ein schöner und spannender Film für einen verregneten Novembernachmittag. Aber für eine wahrhaftig gelungene Lektüre reicht es nicht.