Interview mit Derek Landy
Auf der Frankfurter Buchmesse hatte Blaue-Seite-Redakteur Kennet Gelegenheit, den Autor Derek Landy zu interviewen, der dort den letzten Band seiner Skullduggery Pleasant-Reihe vorgestellt hat.
Blaue Seite: Wie schaffen Sie es neben Ihren ganzen Projekten noch Karate zu trainieren und Kinder zu unterrichten?
Derek Landy: Na ja, beim Schreiben braucht man wirklich viel Zeit. Vor allem, wenn man mitten in einem Buch steckt. Dann wird alles andere ein bisschen verdrängt. Man hat dann nicht wirklich Zeit für die Dinge, die man normalerweise macht. Früher habe ich Kampfkunst unterrichtet, aber das schaffe ich nicht mehr. Jetzt lehre ich eine Selbstverteidigung, die nicht einmal einen richtigen Namen hat. Bei dem, was ich jetzt unterrichte, geht es vor allem darum, zu schreien, anderen an den Haaren zu ziehen, sie zu beißen oder ihnen in die Augen zu piksen – lustige Sachen. Wir bringen den Kindern aber nicht alles bei, sonst würden sie noch einander umbringen.
Blaue Seite: Ich habe gelesen, dass Sie Videospiele mögen. Meine Favoriten sind Fifa und Minecraft. Welche finden Sie am besten?
Derek Landy: Im Moment spiele ich Metal Gear Solid 5 Phantom Pain, das ist das neue Metal Gear Solid Spiel. Aber dabei muss man sich wirklich zwingen, mal aufzuhören. Ich muss ein Buch schreiben und gleichzeitig werden all diese großartigen Spiele rausgebracht. Die will ich alle spielen, aber ich muss auch ein Buch schreiben, um meine Verträge zu erfüllen.
BS: Wann und wo schreiben Sie?
Derek Landy: Früher war ich die Art Schriftsteller, die gegen Mittag aufsteht und dann den Nachmittag lang schreibt und weiterschreibt, bis es richtig spät ist – drei oder vier Uhr morgens. Aber dann habe ich meine Freundin kennengelernt. Die meinte, ich sollte nicht erst um vier Uhr schlafen gehen, sondern früh aufstehen und dann schreiben. Sie ist inzwischen so was wie mein Chef. Deshalb stehe ich früh auf, gegen neun Uhr morgens, dann schreibe ich ein paar Stunden, esse Mittag, schreibe weiter. Deshalb arbeite ich jetzt von neun bis fünf, wie bei einem normalen Job auch. Was irgendwie komisch ist, denn wenn man Autor wird, tut man das aus vielen verschiedenen Gründen. Und einer von diesen Gründen ist, dass man dann schlafen kann, wenn alle anderen aufstehen müssen. Das ist ein wunderbarer Vorteil an diesem Job.
BS: Wer sind Ihre Lieblingsautoren, außer Ihnen selbst natürlich?
Derek Landy: (lacht) Es gibt keine anderen Autoren außer mir.
Ich denke, in Bezug auf das, was ich schreibe, in derselben Altersgruppe, würde ich immer J.K. Rowling sagen. Harry Potter hat die gesamte Branche verändert. Skullduggery würde ohne ihn nicht existieren, weil ich sonst versucht hätte, daraus ein Erwachsenenbuch zu machen. Ich lese viel Stephen King, Patrick Ness und Neil Gaiman.
Aber trotzdem bin ich natürlich der Beste. Alle anderen sind schrecklich. Ich bin der beste Autor der Welt.
BS: Rainer Strecker, für mich der beste Hörbuchleser, den es gibt. Er liest auch das Hörbuch zu Skullduggery Pleasant. Ich habe ihn letztes Jahr interviewt. Gefällt Ihnen die Art, wie er das Buch und besonders die verschiedenen Charaktere präsentiert?
Derek Landy: Es ist interessant, dass das Hörbuch hier in Deutschland so eine große Rolle spielt. Im Rest der Welt (bis auf ein paar Ausnahmen) werden sie mehr und mehr verdrängt. Aber wenn ihr hier richtige Schauspieler wie Rainer als Leser habt, erklärt das natürlich den Unterschied. Rainer ist großartig. Wir sind zusammen auf Veranstaltungen und er liest Teile aus den Büchern. Ich habe natürlich keine Ahnung, was er da liest, weil er Deutsch redet. Aber die Stimmen sind großartig und er versteht den Rhythmus der Geschichte, was sehr wichtig für einen Hörbuchsprecher ist. Wir sind wirklich froh, mit Rainer zu arbeiten.
BS: Wem lesen Sie Ihre Bücher vor, bevor sie veröffentlicht werden?
Derek Landy: Eigentlich niemandem. Ich schicke sie an meinen Agenten und meinen Lektor. Bevor ich den letzten Entwurf fertigstelle, vor der letzten Version, gebe ich es Leuten wie meiner Freundin oder ein paar Freunden von mir. Ich frage sie dann nach ihren Ansichten und überlege, ob ich ihnen zustimme oder nicht. Manchmal stimme ich zu, dann ändere ich noch was.
BS: Der letzte Skullduggery Pleasant-Band ist vor ein paar Wochen in Deutschland erschienen. Wie fühlt es sich an, ein Projekt zu beenden, das so lange Zeit Teil Ihres Lebens gewesen ist?
Derek Landy: Das Buch ist sehr gut. Aber es ist ein sehr komisches Gefühl, wirklich seltsam. Skullduggery hat mein Leben komplett verändert. Es hat Spaß gemacht, jedes einzelne Buch zu schreiben, weil ich wusste, dass es Leute gibt, die auf den nächsten Band warten. Die ganze Nervosität, die man als Autor spürt – wird das Buch überhaupt jemandem gefallen, wird es irgendwer lesen – war weg, weil ich wusste, dass ich ein festes Publikum habe. Sieben oder acht Jahre mit dieser Gewissheit zu leben war toll. Jetzt ist das vorbei. Ich muss mit etwas komplett Neuem anfangen und erinnere mich wieder daran, wie es ist, etwas neu zu veröffentlichen. Das ist unheimlich und ich bin nervös, aber es macht auch Spaß.
Ich war total traurig, weil ich nicht erwartet hatte, das letzte Skullduggery-Buch so sehr zu lieben. Ich hatte beim Schreiben des letzten Buches genau so viel Spaß wie beim ersten.
BS: Bei der englischen Ausgabe des letzten Buches ist die Altersempfehlung elf Jahre, bei der deutschen vierzehn. Was finden Sie passender?
Derek Landy: Vierzehn kommt mir ein bisschen alt vor. Es gibt zwar ein paar Verstümmelungen, ein paar Köpfe werden abgehauen und Körper auseinandergerissen, aber nichts wirklich Schlimmes. Aber jeder Verlag in jedem Land hat seine eigenen Regeln, an die er sich hält. Diese Empfehlungen sind eben auch nur Richtlinien. Sie sind keine Regeln oder Zertifikate. Niemand hält einen davon ab, das Buch zu kaufen, auch wenn man jünger ist.
Meine neue Reihe „Demon Road“ ist für Jugendliche, also für eine noch höhere Altersgruppe. Ich vertraue da auf meinen Verleger, dass er die richtigen Richtlinien setzt.
BS: Sie hatten bereits zwei Drehbücher geschrieben und einen Vertrag mit Warner Bros. unterschrieben. Aber als das Skript immer wieder geändert wurde, haben Sie die Rechte für Skullduggery zurückgekauft. Wie lange haben Sie an den Drehbüchern gearbeitet, um ihn auf die Leinwand zu bringen?
Derek Landy: Ich habe tatsächlich die letzten Jahre daran gearbeitet. Und ja, wir haben die Rechte an Warner Brothers verkauft. Das Drehbuch, das wir letztendlich zurückgeschickt bekamen, war furchtbar. Wenn es nicht in einer bestimmten Zeit, in drei Jahren, produziert wird, gehen die Rechte wieder an mich. Deshalb habe ich mit einer anderen Firma weiter daran gearbeitet und wir haben es an ein anderes großes Studio verkauft. Wir waren sogar ziemlich nah daran, den Deal zu machen, aber in letzter Sekunde ist er geplatzt. Jetzt gehen die Rechte wieder an mich zurück, aber ich habe ja die letzten Jahre an diesem Skript gearbeitet. Es ist gut, solide, und echt stark. Die Story ist eine Adaption des ersten Buches – aber es ist besser als das Buch, weil ich alles, was ich in der Zwischenzeit übers Schreiben gelernt habe, mit einbringen konnte. Die Story ist besser und die Charaktere auch. Ich hoffe sehr, dass wir einen Film daraus machen können. Die Geschichte im Film ist wirklich besser als die im Buch.
BS: Viele Fans auf Youtube wünschen sich Johnny Depp als Darsteller für Skullduggery. Hatten Sie ihn auch vor Augen?
Derek Landy: Ich bin das schon oft gefragt worden, aber ich sage nicht, welchen Darsteller ich mir wünsche. Wenn ich jetzt einen Namen nenne, aber nachher ein anderer die Rolle kriegt, dann weiß er, dass ich eigentlich jemand anderes wollte. Ich werde einfach nett zu allen sein und nicht sagen, wen ich mir wünsche.
Aber eigentlich denke ich sowieso, dass ich Skullduggery spielen sollte. Ich bin ziemlich sicher, dass sie mich mit all den Spezialeffekten, die die draufhaben, zu Skullduggery machen können. Die könnten mich auch in Walküre, die Tische oder die Stühle verwandeln. Es könnte eine 280-Dollar-Produktion werden und ich spiele einfach alles. Ich würde mir so einen Film angucken, auf jeden Fall.
BS: Ihr neustes Projekt, der Thriller „Demon Road“, soll eine Trilogie werden. Sind Sie sich da sicher?
Derek Landy: Ja. Als ich mir Skullduggery ausgedacht habe, wusste ich, dass die Reihe neun Bände haben würde – und dass ist ein ganz schöner Weg, den man sich da vornimmt, weil neun Bücher ungefähr neun Jahre deines Lebens einnehmen. „Demon Road“ wird aus drei Bänden bestehen, an denen ich jeweils sechs Monate arbeite. Statt drei Jahren wird es nur eineinhalb Jahre meines Lebens beanspruchen, dann ist es vorbei. Dann kann ich mit dem nächsten Projekt anfangen.
BS: Was ist Ihr Lieblingswitz?
Derek Landy: Ich glaube, ich habe gar keinen. Eigentlich kann ich gar keine Witze erzählen, da bin ich echt schlecht drin. Meinen Humor kann ich immer nur durch die Charaktere ausdrücken. Ich kann dir jetzt keinen Witz erzählen, weil ich so nicht arbeite. Ich bin von Natur aus witzig. Ich brauche gar keine Witze, ich bin schon so ein Comedy-King (lacht).