100 Tage - 100 Rezensionen - eine Redaktion
Jeden Tag eine Rezension – angefangen hat dieses Projekt als Gegenmaßnahme gegen die Langweile in der Corona-Zeit. Wir hatten die Zeit zu lesen und zu rezensieren und wollten auch unseren Lesern etwas zu lesen geben. Deswegen waren es auch lange Zeit nur Buchtipps, glänzende Rezensionen von begeisterten Redakteuren. Nun, mit der Zeit, besonders als der Alltag mit Schule, persönlichen Treffen und Draußensein wieder seinen Platz einnahm, fiel es an manchen Tagen schwer, noch ein Buch oder die Zeit zum Rezensieren zu finden. Aber es war nie unmöglich und das Projekt wollte nach den schwersten Zeiten der Quarantäne noch nicht zu Ende gehen, so schworen wir uns ein: auf die große 100.
Das Ziel von 100 ist zwar willkürlich gesetzt, kommt aber zu einem passenden Zeitpunkt. Gestartet haben wir die Aktion, um uns selbst wie alle anderen ein bisschen abzulenken, zu unterhalten und für vielleicht neu gewonnene Freizeit ein wenig Lesestoff zu liefern. Nun startet langsam wieder das „normale“ Leben und auch die Corona-Zeit der Blauen Seite geht zu Ende. Wir beenden diesen Marathon also mit einem Hurra, das wir beim nächsten Redaktionstreffen zwar mit vernünftigem Abstand und Masken, aber trotzdem gemeinsam und sogar persönlich feiern können.
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich stolz auf uns. Ich glaube, jeder von uns hat etwas geschrieben, wir haben uns gegenseitig angefeuert und erinnert und auch kurz vor Mitternacht noch die Tage hin und her getauscht. Und wir haben es geschafft. Mit viel Diskutieren, Umdisponieren, Rumtelefonieren haben wir tatsächlich die 100 erreicht und ich bin wirklich stolz auf uns – auf jede einzelne Rezension, jede*n Redakteur*in, das gesamte Projekt. Welch ein Unterschied zwischen diesen einhundert Dreihundertsechsundsechzigsteln des Jahres 2020 (ein Schaltjahr) und dem gesamten 2019 besteht, wo wir nicht einmal jede Woche einen Beitrag hochgeladen haben. Aber jetzt haben wir wieder frischen Wind in den Segeln und auch wenn unser Vorrat an gelesenen Bücher erst einmal aufgebraucht ist und wir wohl alle eine Pause brauchen, freuen wir uns auf die restlichen Tage und Bücher des Jahres.
Ich muss gestehen, ich bin ein Liebhaber von Listen und Statistiken. Und bei einer so beeindruckenden Zahl habe ich beschlossen, diese Ära mit einigen weiteren Zahlen zu beschließen. (Alle Angaben ohne Gewähr ;))
Insgesamt haben 10 Redakteur*innen 100 Rezensionen geschrieben und bis auf zwei - technische Probleme und Vergesslichkeit (aber nur knapp eine Stunde) – wurden sie alle Tag für Tag veröffentlicht. Die Bücher wurden mit 45 verschiedenen Genres gekennzeichnet, mindestens „Pop-Up-Buch“ und „Zeitschrift“ wurden gar neu eingeführt. Wenn ihr euch Mühe gebt, könntet ihr sogar Reihen und Doppelte in unserer Liste finden.
Keine Statistik kann ich dazu erstellen, wie spät unsere Rezensionen online kamen. Vielleicht ist das gut so, denn die meisten der Uhrzeiten kann man kaum noch als „Tag“ bezeichnen. Ich erinnere mich, wie ich fieberhaft nach schnell zu lesender oder gut erinnerter Lektüre im Regal suchte, nach dem Durchblättern einen Satz dazu schrieb, um 23:59 (nein, das ist keine Übertreibung, das ist wirklich so passiert – mehrfach) auf „Veröffentlichen“ klickte und die nächsten ein, zwei Stunden mit dem Ausbau sowohl meines Wissens über das Buch als auch der Rezension verbrachte. Tatsächlich hatte ich aber nie das Bedürfnis meine Bewertung hinterher zu ändern; was das wohl über erste Eindrücke aussagt – oder mein Erinnerungsvermögen. Nur einmal musste ich die Zusammenfassung total neu schreiben, weil ich zwei Bücher verwechselt hatte. Das hat hoffentlich niemand gesehen, um Mitternacht schlafen Teenager doch immer schon, oder?
Den Endspurt machte die halbe Redaktion mit fünf Rezensionen von „Es war einmal Indianerland“ von Nils Mohl. Bei einer durchschnittlichen Bewertung von 3,6 Sternen mit Bewertungen zwischen 2 und 5 Sternen ist abschließend wohl zu sagen, dass man die Unterschiedlickeit unserer Geschmäcker durchaus erkennen kann. Das erklärt auch die Vielzahl der Genres der übrigen Bücher. Einige Beispiele:
„The Gift“ von Hafiz: Lyrik und Philosophie und Klassiker, rezensiert von Julia. Theos Lieblingsrezension, „weil sie so offen und persönlich ist, in wenig Worten.“
„Der Bücherdieb“ von Alessandro Tota und Pierre van Hove: Philosophie und Graphic Novel, rezensiert von Rina. Es ist Kathrins Lieblingsrezension, „weil ich die Art und Weise mag, wie der Hauptcharakter beschrieben ist. Ich mag den Zwiespalt zwischen kaum identifizierbar und trotzdem irgendwie verständlich, außerdem klingt das Buch spannend.“
„Die Mission der tollkühnen Bücher“ von Hendrik Lambertus: Abenteuer und Fantasy und Roman, rezensiert von Anna. Das ist auf jeden Fall eine meiner Lieblingsrezensionen, weil trotz der Kürze des Textes klar wird, wie sehr Anna das Buch mag und was es ihr bedeutet.
„MENSCHEN“ von Peter Spier: Sachbuch und Nah an der Realität und Bilderbuch, rezensiert von Nike. Kathrins zweite Lieblingsrezension, „weil die Rezension wahnsinnig persönlich geworden ist.“
Mal abgesehen von den Rezensionen hat diese Zeit sogar noch mehr bei uns verrichtet: Wir haben insgesamt 31 Posts auf Instagram und (lustigerweise) exakt 131 auf Twitter geschafft. Drei Interviews, zwanzig News-Artikel und acht Kolumnen (diese mitge- und hoffentlich nicht verzählt) haben wir veröffentlicht. Sogar an der Blauen Seite selbst hat sich etwas verändert (und dafür haben wir anderen zu danken). Ihr könnt jetzt oben neben dem Icon für Twitter auch zum Beispiel Instagram und Soundcloud finden, es gibt die neue Kategorie Bücher und Autoren und Bücher findet ihr jetzt auch über unsere Suchleiste. Einige andere Kleinigkeiten habt ihr vielleicht schon bemerkt oder werdet es in nächster Zeit.
Hier findet ihr eine Liste aller Rezensionen vom Marathon und die Artikel, die im Zusammenhang mit Corona stehen. Schaut gerne bei uns auf Social Media vorbei, verratet uns eure Lieblingsrezension, was ihr von dem Marathon haltet oder freut euch einfach mit uns!