Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
15. September 2020
von Rina
3 Sterne
Rina Jahrgang 2003 Redaktion Lübeck
hat 3 Sterne vergeben

"Harry Potter und der Gefangene von Askaban" ist der dritte Band der Reihe um Harry Potter. Harry Potter ist ein Zauberer. Er besucht Hogwarts, ein Internat für Magie und Zauberei, und ist dort endlich glücklich.


Während er zu seinem dritten Schuljahr nach Hogwarts zurückkehrt, ist Sirius Black, ein furchtbarer Mörder, aus Askaban, dem Zauberergefängnis, ausgebrochen und hinter Harry her. Zum Schutz werden Askabans Wächter vor Hogwarts' Toren platziert: Die Dementoren ernähren sich vom Glück der Menschen und verbreiten Kälte, die bis in die Seele dringt. Sie setzen Harry zu und so freut er sich über Professor Lupin, den neuen und ausnahmsweise fähigen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Außer Professor Lupin gibt es noch eine Neuigkeit im Lehrerzimmer: Hagrid unterrichtet nun Pflege magischer Geschöpfe. Harry, Ron und Hermine jubeln mit ihm, allerdings geht schon die erste Stunde fürchterlich schief. Nun wird ein Hippogreif angeklagt und Hagrid muss dessen Leben vor dem Zaubereiministerium verteidigen.

Dieser dritte Band ist das Buch, das ich beim Aufzählen der Reihe immer vergesse. Das hat bestimmt etwas damit zu tun, dass das TRImagische Turnier im VIERten Band stattfindet. Aber auch damit, dass mich „Der Gefangene von Askaban“ enttäuscht hat. Der Spannungsbogen liegt etwa 340 Seiten praktisch am Boden: Nichts Monumentales passiert, kaum etwas überraschendes oder aufregendes. Dann folgt ein 50seitiges Durcheinander, das sämtliche Spannungen auf einmal und sehr kompliziert löst. Es ist unübersichtlich und überladen mit Information. Außerdem: "Show, don't tell." Der Spruch besagt, dass möglichst viel anhand der Handlung gezeigt und nicht einfach erzählt werden soll. Aber in diesen 50 Seiten wird seitenweise von Harrys Vater und den Geschehnissen um seinen Tod erzählt. Komplex wie nie zuvor werden Harrys Taten und die seiner Freunde geschildert, Hintergründe beschrieben und Charaktere entwickelt.
All das nach einer sehr unscheinbaren Handlung bis dahin. Sicher, Dinge passieren. Sonst wären die Seiten nicht gefüllt. Aber es bringt die Geschichte nicht voran, es ist nicht dramatisch oder emotional. Und daran ändert auch die Tatsache, dass Harry mehrfach im Krankenflügel landet, nichts. Das Problem dieses Buches ist, dass der Höhepunkt aus dem Nichts kommt. Es gab keine Rätsel zu lösen, keinen Feind, keine Gefahr, gegen die etwas unternommen werden musste. Die Hindernisse, die die Schüler bewältigen, sind im Vergleich zu den ersten beiden Bänden zutiefst trivial. Und so kommt es, dass sich am Ende alle vagen Andeutungen auf wenigen Seiten zu einem Chaos an Themen und Fragen aufbauen und direkt aufgelöst werden.

Ich frage mich, wie das zustande gekommen ist. Es wäre nicht zu schwer, von dem Höhepunkt einiges umzuverteilen und aus dem Vorherigen einiges zu komprimieren oder Unnötiges zu streichen (könnte auch den 50 Seiten gut tun). Das würde das Buch spannend machen und gleichzeitig diesen 50 Seiten mehr Bedeutung zu verleihen, indem sie der Höhepunkt und nicht die Spitze wären.
Was ist eigentlich der Zweck dieses Bandes in der Serie? Ich schätze, wir lernen Hintergründe vom Tod von Harrys Eltern und neue Charaktere kennen. Das Ganze ist allerdings in keine interessante Geschichte gehüllt und der Spannungsbogen völlig misslungen.

Es kann gut sein, dass ich bei den „Harry Potter“-Büchern aufgrund ihrer Bekanntheit unbewusst strengere Maßstäbe anlege, um wirklich alle Schwächen zu finden und zu nennen. Denn so viel ich mich auch beschwere: Das Lesen hat mir Spaß gemacht (wenn auch weniger als bei den Bänden davor) und es ist kein schlechtes Buch. Für mich funktioniert es aus zwei Gründen: Zum einen, weil J.K. Rowlings Schreibstil mir gefällt. Er ist locker, leicht zu verstehen und zieht einen im genau richtigen Maße in die Welt hinein. Zum anderen liebe ich Harry Potters Welt und die Charaktere darin. Ich habe sie in den ersten Bänden kennen und lieben gelernt, sie waren auch hier fantastisch im wörtlichen Sinne und wunderbar erzählt; und sie sind der Hauptgrund, warum ich die Reihe lese – nicht der Plot, den sie tragen.


„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ ist das Buch, das ich beim nächsten Lesen der Reihe wohl überspringen werde. Es ist durch und durch... okay.

 


Übrigens: Mit diesem Band wird für mich wirklich klar, was ich schon beim zweiten dachte. Die Bücher sind für eine menschliche, will heißen alternde, Leserschaft geschrieben. Sie steigern sich in der Brutalität und anderen, schwer fassbaren, Aspekten. Von Buch zu Buch ist der Unterschied eher subtil, aber schon diesen Band würde ich nicht allen Elfjährigen (Harrys Alter im ersten Band) empfehlen.

 

Ich habe die deutsche Ausgabe von 1999, erschienen im Carlsen-Verlag, gelesen.

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